|
|
Geschichtliches von Kassel: Übersicht
|
|
Kassel, die Stadt an der Fulda, bildet das Zentrum des nördlichen Hessens. Die
Existenz der Stadt Kassel wurde erstmals in zwei Urkunden von König Konrad I.
aus dem Jahre 913 erwähnt. Die Stadt Kassel blickt demgemäß auf eine mehr als
tausendjährige Geschichte zurück. Vermutlich an der Stelle des heutigen
Regierungsgebäudes befand sich damals eine fränkische Befestigungsanlage. Die
Ableitung der frühen Namen "Chassella" oder "Chassalla" von latein.
"castellum"(=Königshof) liegt nahe.
Die erste Stadtmauer ist etwa zum Beginn des 13.Jahrhunderts erbaut worden. 1269
wird zum ersten Mal das Zwehrener Tor und 1298 das Tor nach Wolfanger genannt.
Anno 1277 wird Kassel Residenz des Landgrafen Heinrich I. 1297 gründet Mechthild
von Kleve, zweite Ehefrau des Landgrafen, das Elisabeth-Hospital.
Landgraf Heinrich II.(der Eiserne) gründete 1330 einen neuen Stadtteil: die
Freiheit. Neubürgern, die bereit sind, sich hier anzusiedeln, werden die Abgaben
erlassen.
Aus dieser Zeit stammen auch die Brüderkirche
(1292), die Martinskirche (1367), der
Druselturm und der Zwehrenturm.
Landgraf Heinrich II. musste sich nach dem Tode seines Sohnes Otto nach einem
neuen Mitregenten umsehen und fand ihn in seinem Neffen Hermann, der den
Beinamen "der Gelehrte" trug. Der Nachfolge widersetzte sich sein Enkel Herzog
Otto von Braunschweig aufgrund seiner besseren Erbansprüche.
Es kommmt zu schweren Kämpfen, die 1375 durch einen Vergleich beendet wurden.
Die Kämpfe mit Braunschweig hatten die Kassen des Landes und des Landgrafen
weitestgehen geleert. Er entschließt sich zur Erhebung einer neuen Steuer auf
alle eingeführten Waren. Dies erregte den Unmut der Bürger und des Adels. Dieser
Konflikt zog sich über mehrere Jahre hin. 1377 schied Landgraf Heinrich der
Eiserne aus dem Leben.
Vor 1378 bestand Kassel aus drei getrennten Stadtgemeinden: die Altstadt, die
Neustadt und die Freyheit, jede dieser Gemeinden hatte ein eigenes Rathaus und
Siegel. Als Reaktion der Bürger auf die Steuerpolitik erfolgt die Vereinigung
der drei Städte zu einem Gesamtwesen, um mehr Gewicht in die Verhandlungen mit
dem Landgrafen einzubringen.
Landgraf Hermann der Gelehrte erlässt 1384 eine neue Verfassung, in der die
Stadt vollends ihre Selbständigkeit verliert und er sich selbst zum
unumschränkten Herrscher macht.
Landgraf Balthasar von Thüringen, der sich als Vermittler im Steuerstreit
eingesetzt hatte, verbündet sich mit dem Herzog von Braunschweig und mit Mainz,
bis 1400 greifen die verbündeten Truppen 3mal die Stadt an, werden aber immer
wieder zurückgeschlagen.
Es folgen die Landgrafen Ludwig I., Ludwig II. und Wilhelm I. Nach einer
Pilgerfahrt in das heilige Land kommt Landgraf Wilhelm I. körperlich und geistig
gebrochen zurück und übergibt seinem Bruder Wilhelm II. 1493 die
Regierungsgeschäfte.
Beim Tod von Landgraf Wilhelm II. war sein Sohn Philipp gerade 5 Jahre alt. Die
Ansprüche seiner Mutter auf die Regentschaft erkannten die Stände nicht an.
Diese wusste schließlich die Regentschaft zu erzwingen. Landgraf Philipp
übernimmt 1518 bereits als 14-jähriger, vom Kaiser Maximilian für volljährig
erklärt, die Regentschaft.
Ein von Landgraf Philipp einberufener Landtag in Homberg/Efze beschließt die
Einführung der evangelischen Lehre in ganz Hessen. 1546/47 kommt es zum
schmalkaldischen Krieg gegen Kaiser Karl V. Der schmalkaldische Bund erleidet
eine schwere Niederlage. Philipp muß nach einem Kniefall vor dem Kaiser in eine
fünfjährige Gefangenschaft. Die erste Stadtbefestigung, die in den Jahren
1541-1547 noch erheblich verstärkt wurde, mußte danach auf Anordnung des Kaisers
Karl V. geschliffen werden.
Nach Philipps Freilassung ließ er von 1552 an die Festungsanlage wieder
aufrichten. Nach 7 Jahren waren die Arbeiten beendet.
Sechs Tore sorgten für den Zugang zur Stadt: das Zwehrentor mit einem 150 Meter
langen Gewölbe durch die Bastion des Zwehrenbergs, das Neue Tor am späteren
Königsplatz, das hohe Tor, das Müllertor, das Ahnaberger Tor und das
Unterneustädter Tor.
Nach dem Tode von Landgraf Philipp (1567) erhält sein Sohn Landgraf Wilhelm IV.
etwa die Hälfte des Landes mit der Landeshauptstadt Kassel, während sich seine
weiteren drei Söhne den Rest teilen müssen.
1571 erfolgt ein Umbau der Festungsanlagen, ursprünglich runde Bastionen wurden
abgerissen und in Dreiecksform wieder aufgebaut. Kasematten wurden angelegt. Der
Festungsbau, der 14 Tonnen Gold gekostet haben soll, wurde geleitet durch den
sächsischen Ingenieur Graf Rochus von Lynar (baute später die Festungsanlagen
von Stettin und Spandau).
Langraf Wilhelm IV.(der Weise) scheidet 1592 aus dem Leben. Um 1605 wurde in
Kassel das erste deutsche Theater eröffnet, das
Ottoneum - benannt nach dem ältesten Sohn des Landgrafen Moritz.
Unter Moritz dem Gelehrten (1592 - 1627) hatte Hessen und auch Kassel alle
Schrecken des 30jährigen Krieges zu erdulden, insbesondere, weil der
Fürst 1605 zur reformierten Lehre übertrat.
1623 war er gezwungen, den 1604 von seinem Onkel Ludwig geerbten Teil von
Oberhessen an Darmstadt abzutreten.
1626 wurde Kassel von den kaiserlichen Truppen unter Tilly belagert. Nachdem
Moritz öffentlich mit den Franzosen sympathisierte und deren Hilfe unbedenklich
gegen die immer mehr katholisierende Richtung der Wiener Hofpolitik in Anspruch
nahm, hat er den Einmarsch Tillys geradezu heraufbeschworen. Erst nachdem sich
Moritz verpflichtet hatte, alle für den Kaiser nachträglichen Verhandlungen mit
ausländischen Mächten zu unterlassen, zog Tilly mit seinen Truppen ab. Im
Frühjahr 1627 legte Moritz die Regierung nieder.
Sein Sohn, Wilhelm V. (der Beständige) war einer der ersten deutschen Fürsten,
die sich dem Schwedenkönig Gustav Adolf anschlossen; im August 1631 kam das
Bündnis zustande. Nach dem Tode Gustav Adolfs geriet Wilhelm wiederholt in
Bedrängnis. Zweimal, 1636 und 1637, wurde Hessen von kaiserlichen Truppen
überrannt. Die Witwe Amalie Elisabeth übernahm für ihren unmündigen Sohn Wilhelm
VI. die Regentschaft, eroberte im Hessenkrieg, der Schlussphase des
30jährigen Krieges, die Stammländereien wieder und hielt im weiteren
Krieg im Bunde mit Schweden und Frankreich nicht nur Hessen, sondern auch Teile
von Westfalen.
Kassel hat viele Belagerungen überstanden, auch während des gesamten 30jährigen
Krieges (1618-48) hat kein Feind die Stadt von innen gesehen.
Amalie Elisabeth übergab 1650 die Regentschaft an ihren Sohn Wilhelm VI., der
sich um die höheren Lehranstalten verdient machte und 1658 dem Rheinbund
beitrat. Nach seinem Tode (1663) folgte ihm sein Sohn Wilhelm VII. unter
Vormundschaft seiner Mutter Hedwig Sophie von Brandenburg, die, als Wilhelm VII.
noch unmündig 1670 starb, auch für den jüngeren Bruder Karl (1670 - 1730) bis
1675 die Vormundschaft hatte.
Gegen 1700 entstand auf den Ausläufern des Weinberges ein neuer Stadtteil, die
Oberneustadt (Erbauer Paul du Ruy). Auf Initiative des Langrafen Karl wurden
hier französische Glaubensflüchtlinge - die Hugenotten - angesiedelt.
Landgraf Karl ließ ab 1713 nach Bauvollendung des
Orangerieschlosses die nach ihm benannten Parkanlagen im
französischen Stil errichten - die Karlsaue
(sie wurde später vom Landgrafen Wilhelm IX. nach englischem Geschmack
umgestaltet).
Zu dieser Zeit begannen die Planungen für ein noch größeres Projekt am
Weißenstein, dem heutigen Bergpark Wilhelmshöhe.
Der italienische Baumeister
Giovanni Francesco Guerniero erbaute oben auf dem Bergsattel ein grosses Schloss
in Form eines Oktogons mit der aufgesetzten 30m hohen Herkulespyramide. Im Jahre
1717 konnte die vom Augsburger Goldschmied Anthoni in Kupfer getriebene 9,25m
hohe Herkules-Statue aufgesetzt werden. Mit dem Schloss wurden die 250m langen
und 12m breiten Kaskaden angelegt.
Nach dem Tode Karls folgte ihm als Landgraf sein ältester Sohn Friedrich I.
(1730-51); da dieser durch seine Vermählung mit, Eleonore, Schwester Karls XII.,
1720 König von Schweden wurde, ernannte er seinen Bruder Wilhelm zum Statthalter
in Hessen-Kassel, der nach Friedrichs Tode, der kinderlos starb, 1751 als
Wilhelm VIII. Landgraf wurde. Er beteiligte sich als Verbündeter Englands am
siebenjährigen Krieg (1756-63), unter dem das Land außerordentlich litt, da es
wiederholt Kriegsschauplatz war und mehrmals von den Franzosen besetzt wurde.
Nach dem 7jährigen Krieg, Kassel wurde in dieser Zeit 2mal belagert und 4mal
besetzt, wurden Kassels Festungsanlagen von 1767 bis 1774 abgetragen, da sie
nicht mehr standgehalten hatten. Erhalten sind nur noch der Druselturm, nicht
mehr ursprünglich der Zwehrenturm, hier und da Reste von Mauern sowie das
Rondell an der Fulda und der Finkenherd.
Er ging auch den später vielgeschmähten Subsidienvertrag mit England ein,
wodurch ein 19.000-Mann-Heer nach Nordamerika gegen die aufständischen Kolonien
entsandt wurde und ihm 20 Mill. Thaler einbrachte.
Die Kirche St. Martin diente als Grabkirche der hessischen Fürsten von Philipp
dem Großmütigen (1509-1567) bis Wilhelm VIII (1760).
Unter seinem Sohn, dem Landgrafen Wilhelm IX., wurde in der Zeit von 1769 bis
1779 wurde das Museum Fridericanum
von Simon Louis de Ry erbaut und gilt
heute als ältester Museumsbau des Kontinents.
Die Parkanlage mit dem Schloss Wilhelmshöhe,
der Löwenburg und einiger
Wasserfälle entstand ebenfalls unter Wilhelm IX. zum Ende des 18. Jahrhunderts.
1803 erhält Wilhelm IX. die Kurwürde und regiert fortan als Kurfürst Wilhelm I.
1806 wird Kassel von den napoleonischen Truppen eingenommen und besetzt.
Napoleons jüngster Bruder Jérôme zieht 1807 als König von Westfalen in seine
neue Hauptstadt Kassel ein. Das Schloss Wilhelmshöhe heißt künftig
Napoleonshöhe, Schloss Wilhelmsthal nach der neuen Königin Katharinenthal. Nach
der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 fällt das
napoleonische Reich zusammen. Am 26. Oktober 1813 verlässt König Jérôme Kassel,
die Hauptstadt des von ihm regierten Königreichs. Nach siebenjährigem Exil
trifft Kurfürst Wilhelm I., wieder in seiner Hauptstadt Kassel ein.
Im Jahre 1866 wurde Kurhessen und damit auch Kassel von Preußen annektiert.
Wirtschaftlich entwickelte sich die Stadt danach aufwärts, räumlich wuchs sie
weit über die alten Grenzen hinaus. In dieser Zeit entstanden die Gemäldegalerie
(1877), das Rathaus (1909), das Landesmuseum (1913) und die Stadthalle (1914).
1943 wurden in Kassel 70% der Wohnungen und 65% der Industrieanlagen durch
Luftangriff zerstört. Nach 1945 begann der Wiederaufbau. Ein Beispiel aus dieser
Zeit ist die Treppenstraße, die inzwischen unter Denkmalschutz gestellt wurde.
1955 fand in Kassel die Bundesgartenschau statt. Mit der im gleichen Jahr
erstmals veranstalteten Kunstausstellung "documenta", die der Maler und
Akademieprofessor Arnold Bode ins Leben rief, wurde Kassel zu einem kulturellen Zentrum.
© by www.abnachkassel.de
|
|
|
|
|
|