Heinrich Schütz (* 8. Oktober 1585 in Köstritz; † 6. November 1672 in Dresden)
war ein Komponist des Frühbarock. Er war der erste deutsche Komponist von
europäischen Renommee und gilt neben Claudio Monteverdi als der bedeutendste des
17. Jahrhunderts überhaupt.
Schütz verbrachte seine Kindheit in Weißenfels, wo seine Familie seit 1590
wohnte. 1598 wurde sein musikalisches Talent vom Landgraf Moritz von
Hessen-Kassel entdeckt, mit dessen Förderung er nach einer Ausbildung zum
Sängerknaben und dem Besuch der Kasseler Hofschule, dem Mauritianum, ab 1608
Jura in Marburg studieren konnte. Gleichzeitig erlernte er das Orgelspiel und
die Komposition. Von 1609 bis 1613 trat Schütz dank eines Stipendiums des
Landgrafen in Venedig eine dreijährige Ausbildung bei Giovanni Gabrieli zum
Musiker an, die er mit der 1611 veröffentlichten Madrigalsammlung Il Primo libro
di Madrigali, abschloss.
Als er 1612 wieder nach Kassel zurückkehrte, wurde er zum zweiten Organisten am
Hofe des Landgrafen Moritz von Hessen berufen. Daraufhin stellte er sich in den
Dienst des sächsischen Kurfürsten und ging 1617 nach Dresden zur damals in
Deutschland führenden Hofkapelle, wo er die Stelle des Kapellmeisters erhielt;
diese hatte er bis zu seinem Lebensende inne. Sein Wechsel nach Dresden war
bereits seit 1614 Gegenstand diplomatischer Auseinandersetzungen zwischen dem
Landgrafen und dem Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen gewesen, die erst 1619
endeten, als sich der Kurfürst endgültig durchsetzen konnte. Im selben Jahr
veröffentlichte er die von seinem Aufenthalt in Venedig geprägten Psalmen Davids
und heiratete Magdalena Wildeck.
In Dresden war es Schützens Aufgabe, allen Arten von Ereignissen am Hofe einen
musikalischen Rahmen zu geben; neben geistlichen Werken entstanden so auch
zahlreiche weltliche Werke, die allerdings aufgrund ihrer Stellung als
„Gebrauchsmusik“ und mangelnder Veröffentlichung fast alle verlorengingen.
1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus, dessen verheerende Auswirkungen nicht
nur gut ein Drittel der deutschen Bevölkerung das Leben kosteten, sondern auch
den fast völligen Zusammenbruch deutscher Kultur verursachten. Schütz schrieb
selbst davon, wie „die löbliche Music von den anhaltenden gefährlichen
Kriegs-Läufften in unserm lieben Vater-Lande Teutscher Nation nicht allein in
grosses Abnehmen gerathen, sondern an manchem Ort gantz niedergeleget worden“
und musste seine Ansprüche an Aufführungspraxis und Instrumentarien erheblich
verringern, „damit mein von Gott verliehenes Talentum in solcher edlen Kunst
nicht gantz ersitzen bleiben sondern nur etwas weniges schaffen und darreichen
möchte“ (Widmungsvorrede des ersten Teils der Kleinen geistlichen Konzerte,
Leipzig, 1636). Hinzu kam, daß die Pest sich weiter verbreitete. Nach dem frühen
Tod Magdalenas im Jahr 1625 heiratete Schütz nie wieder. Innerhalb weniger Jahre
verlor Schütz neben seiner jungen Ehefrau seine Eltern, seinen einzigen Bruder
und seine beiden Töchter.
Anlässlich der Hochzeit der ältesten Tochter des Kurfürsten komponierte er 1627
auf einen Text von Martin Opitz die Tragicomoedia von der Dafne, die als erste
deutsche Oper gilt. Die Musik ist nicht überliefert, da die Partitur bei einem
Brand zerstört wurde.
Um den Anschluss an das musikalische Leben nicht zu verlieren, besuchte Schütz
1628 zum zweiten Mal Italien, wo er Claudio Monteverdi begegnete und über ein
Jahr lang blieb. Dort empfing er maßgebliche neue Impulse für sein Werk. Auch
das erste Buch seiner Symphoniae sacrae, das er nach seiner Rückkehr nach
Deutschland im Jahr 1629 veröffentlichte, zeugt von diesem Aufenthalt. Die
Dresdner Kapelle sah sich jedoch mit so großen Schwierigkeiten bei der
Einstellung von Musikern und Sängern konfrontiert, daß Schütz sich zeitweise in
seiner Position gefährdet sah.
Die ungünstige Situation in Deutschland bewog ihn dazu, das Angebot des Königs
Christian IV. von Dänemark und Norwegen anzunehmen. 1633 bis 1635 und von 1642
bis 1645 war er in Kopenhagen als dänischer Hofkapellmeister tätig, unternahm
aber mehrmals Reisen nach Dresden. 1636 komponierte er in Dresden seine Kleinen
geistlichen Konzerte, die den Beginn der deutschen Kantate einläuteten. 1651
verfaßte Schütz ein autobiographisches Memorial.
In Wolfenbüttel wurde Schütz 1655, in Zeitz 1663 zum Hofkapellmeister ernannt.
Dennoch schrieb er auch weiterhin für den Dresdner Hof. Seine seit 1645 immer
wieder eingereichten Gesuche um die Versetzung in den Ruhestand wurden von
Johann Georg I. allesamt abgelehnt; erst nach dessen Tod im Jahr 1657 gewährte
sein Sohn Johann Georg II. von Sachsen Schütz einen weitgehenden Rückzug, nicht
aber ohne ihn vorab noch zum Oberhofkapellmeister zu ernennen.
Den Lebensabend verbrachte Schütz in seinem Haus in Weißenfels, dem Ort seiner
Kindheit. Aus dieser Zeit stammen seine drei Passionen und sein
Weihnachtsoratorium (1664). Sein letztes Werk ist ein Magnificat. Er starb im
hohen Alter von 87 Jahren in Dresden an einem Schlaganfall.
Heinrich Schütz gilt als der bedeutendste deutsche Komponist des Frühbarock. Er
komponierte die erste deutsche Oper und das erste moderne deutsche Oratorium.
Bereits zu Lebzeiten wurde er als „parens nostrae musicae modernae“, also „Vater
unserer (d. h. der deutschen) modernen Musik“ tituliert. Obwohl er zu Lebzeiten
recht berühmt war, geriet er nach seinem Tode 300 Jahre lang in Vergessenheit.
Schütz führte den italienischen monodischen Stil in Deutschland ein und
vereinigte ihn mit den Ausdrucksformen der deutschen Tonkunst. Ein wesentlicher
Aspekt in seinen Werken ist die „übersetzung“ von deutschen Texten in die Musik
mittels musikalisch-rhetorischer Figuren. Dabei verwendete Schütz vor allem das
unveränderte Bibelwort, während er gereimte oder gar strophische Texte eher
selten vertonte.
Die aus dem Zusammentreffen von Dreißigjährigem Krieg, Seuchen und sozialen
Umwälzungen resultierenden schwierigen Lebensumstände tragen vermutlich dazu
bei, daß Schütz sein Leben als „nahezu qualvolle Existenz“ beschrieb. Diese
Schwermütigkeit spiegelt sich auch in Schütz’ Werk wieder. Die Gefühlsintensität
und Tiefe, die er mehreren seiner Kompositionen verlieh, trug ebenfalls dazu
bei, ihn zum ersten deutschen Komponisten von europäischem Ruf zu machen.
Erst ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde Schütz zunehmend gewürdigt. 1885
veröffentlichte Philipp Spitta den ersten von 16 Bänden, die Schütz’ gesammeltes
Werk enthielten und später durch eine Neue Ausgabe ersetzt wurden.
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