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Geschichtliches, Stadtteile: Wolfsanger - Hasenhecke
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Die erste Erwähnung von Wolfsanger findet man in einer Urkunde Kaiser Karls des
Großen als "Vulvisanger" vom 1.12.811, ausgestellt zu Aachen.
Zu diesem Zeitpunkt war es bereits eine ansehnliche Siedlung im Grenzbereich des
sächsischen und fränkischen Stammesgebiets. Zwei Jahre später wurde der erste bekannte
Angehörige des Geschlechts der Esikonen, der sächsische Edle Hiddi, der als Anhänger
Karls des Großen sein Land hatte verlassen müssen, von Karl bei Wolfsanger als Graf
im sächsischen Hessengau eingesetzt. Wolfsanger ist damit der älteste Vorort Kassels und
über 100 Jahre älter als Kassel selbst.
Im Jahre 1019 schenkt Kaiser Heinrich II. den Ort Wolfsanger an das Kloster
Kaufungen. Wolfsanger erhält zugleich das Recht zur Abhaltung eines
Wochenmarktes am Sonnabend und eines dreitägigen Jahrmarkts zum Johannisfest.
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Johannis-Kirche (Mauszeiger auf das Bild: Ansicht vor dem II.Weltkrieg)
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Wolfsanger war auch Gerichtsstätte, bereits um 1100 wurde hier Recht gesprochen.
Die alte Dorfkirche (Johannis-Kirche) wurde 1725 von Landbaumeister Giovanni
Gezzy mit Unterstützung des Landgrafen Karl gebaut. Sie ist die Nachfolgerin
einer sehr viel älteren Johanneskirche, die schon im Jahre 1019 erwähnt wurde.
Der Standplatz der Kirche ist der Opferberg. Am Opferberg befand sich vermutlich in
vorchristlicher Zeit eine alte Feuer- und Opferstätte.
Als am 3. Oktober 1943 große Teile von Wolfsanger durch Luftangriff zerstört
wurden, brannte auch die Kirche bis auf die Außenmauern nieder und konnte erst
1953/54 wiederaufgebaut werden. Der Innenraum der Kirche wurde im Rahmen des
Wiederaufbaus stark verändert. Die alten Holzemporen fielen fort, der Eingang an
der Ostseite wurde zugemauert. Die Rundwand hinter dem Altar und das Holzkreuz
wurden von der Künstlerin Paula Jordan gestaltet. Das in Braun- und Rottönen
gehaltene Fresko stellt das Pfingstgeschehen dar.
In Kassel war es verboten, den 1. Mai (Tag der Arbeit) mit Umzügen und Demonstrationen zu begehen.
Das führte dazu, dass die Kasseler Arbeiter zunächst bis zur Stadtgrenze
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marschierten, dann ihre Transparente entrollten und durch Wolfsanger zu Raabes Felsenkeller,
einem bis zur Zerstörung im II. Weltkrieg populären Ausflugslokal, marschierten.
Im Jahre 1841 übernahm ein Konsortium, bestehend aus Kasseler Bürgern und dem
Besitzer des Bornhofes, Karl Kehr, die Ländereien des Steinmahlshofes und
errichteten dort eine Kaltwasserheilanstalt, die gut angenommen wurde.
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Die Gebäude des "Bad Wolfsanger" (um 1920)
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Viele prominente Leute, unter anderen auch der Bischof von Paderborn, kurten in
Wolfsanger.
Nach dem Tode Kehrs kaufte der Kasseler Möbelkaufmann Brandau die Anlagen und
errichtete ein zweites Gebäude.
Im ersten Weltkrieg wurde in den Gebäuden von Dr. K. Möhring ein
Unfallkrankenhaus eingerichtet, das auch als Lazarett diente.
1920 übernahm die Landwirtschaftskammer das Gelände und eröffnete dort die
"hörere Lehranstalt für praktische Landwirte" und eine Winterschule.
Im Oktober 1943 wurden die Gebäude komplett zerstört, erst nach 1968, nachdem
die Landwirtschaftskammer das Gelände verkauft hat, entstanden dort die
"Terrassenhäuser am Sonnenhang".
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Von 1880 an wurden in Wolfsanger die Straßen gepflastert und Gehwege angelegt.
Die Anbindung des Personen-Verkehrs an die Stadt Kassel begann mit der
Pferdebahn 1897. Im Jahr 1911 wurde die Pferdebahn auf elektrischen Betrieb
umgestellt und gleichzeitig ein Netz für die Versorgung mit elektrischer Energie
angelegt.
1924 wurde das Bossental bebaut, die Gemeinde stellte das Gelände zur Verfügung,
die Firma Henschel finanzierte die Gebäude, insgesamt 6 Doppel- und zwei
Einzelhäuser (im gleichen Jahr noch weitere 3 Häuser), unter der Bedingung, dass
die Wohnungen nur an "Henschelaner" vergeben werden.
Wolfsanger hat über 1100 Jahre als selbstständige Gemeinde bestanden, bis es
1936 nach Kassel eingemeindet wurde.
Auf dem Gebiet der Hasenhecke und des Enkeberges wurde 1936 mit dem Bau einer
Flak-Kaserne begonnen. Im Frühjahr 1939 wurde die Kaserne fertiggestellt.
Am 3. Oktober 1943 wurde Wolfsanger durch Luftangriff weitestgehend zerstört,
ganze 28 Häuser standen noch.
Der Wiederaufbau erfolgte in den 50er und 60er Jahren. Neue Siedlungsgebiete
wurden erschlossen, es entstanden die Baugebiete Fuhrmannsbreite, Bossental und
Osterbach.
In der Kaserne der Hasenhecke wurden nach Kriegsende Verschleppte und
Zwangsarbeiter bis zu deren Rückführung in ihre Heimat untergebracht. Danach
begann man die Kaserne zu Wohnungen umzubauen. Im Ostteil der Hasenhecke, an
Stelle der ehemaligen Geräte- und Fahrzeughallen, wurden die Grundstücke an
Bombenopfer und Kriegsbeschädigte vergeben. Von 1951 an wurden hier Wohnhäuser
gebaut.
Die Einwohnerzahl, bei der Eingemeindung 2699, ist inzwischen auf nahezu 7000
angestiegen.
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